Es ist schwer, ein Verständnis über das Ich und das Nicht-Ich zu erlangen, das nicht nichtig ist.
In diesem Sinne stolpere ich seit 1981 durch die Welt, und versuche, über mich und meine Umwelt etwas Substantielles zu erfahren. Vor allem dem, was die beiden im Innersten zusammenhält, gilt mein Interesse. Denn darin vermute ich den Schlüssel, um die vielen scheinbar unvereinbaren Gegensätze dieser Welt in Beziehung bringen zu können, die sich durch die dazwischen verlaufenden Schützengräben manifestieren, in denen täglich Menschen auf jede erdenkliche Weise Schaden nehmen.
Meine früh entdeckte Leidenschaft für die Informatik und das daraus resultierende Studium hat meine formal-logischen Denkprozesse geprägt, gleichzeitig zeigt mir mein Beruf aber jeden Tag neu die immense Komplexität auf, die schon in einfachsten Systemen wuchert und mich kontinuierlich bis zum Äußersten fordert, meinen Intellekt oft überfordert. Dementsprechend nehme ich die gefühlte Größe einer Ameise an, wenn ich über wirtschaftliche, politische oder soziologische Zusammenhänge nachdenke, umso mehr bei historisch gewachsenen Konfliktsituationen zwischen Völkergruppen oder Nationen, wie sie die Menschen nach wie vor auf der Welt erleben.
Durch mein Elternhaus bin ich intensiv mit christlichen Werten in Berührung gekommen, und hatte bis zum Jahr 2006 meine gesamte Existenz auf einem religiösen Glaubensfundament aufgebaut. Seitdem befinde ich mich in dem Niemandsland, das sich zwischen und doch außerhalb der Schutzmauern von Christentum und Judentum erstreckt. Und auch die von mir eingehend geprüfte Festung der Atheisten, in der ich mich meines religiösen Erbes weitestgehend hätte entledigen können, konnte mir keine Zuflucht bieten.
In all der Zeit hat mich die Musik gelehrt, dass es Dinge in dieser Welt gibt, die weder formal-logisch noch mit menschlicher Sprache beschrieben werden können, die mich aber im tiefsten Inneren berühren und meine Gefühle stark beeinflussen. Diese Gefühlswelt, in die ein in Sprache formulierter Gedanke niemals vordringen kann, ist aber in der Musik verwoben mit der Welt der Dinge, die wir mit mathematischer Präzision beschreiben können.
Diese Beziehung zwischen scheinbar unvereinbaren Welten, sei es nun in musikalischer, religiöser, politischer oder wirtschaftlicher Hinsicht, ist namensgebend für diesen Blog: Die Frage Hamlets „Sein oder Nicht-Sein“ drängt auf eine Wahl zwischen zwei sich ausschließenden Alternativen, die Frage von „Sein und Nicht-Sein“ zielt auf den Versuch ab, den Zusammenhang zwischen zwei sich scheinbar ausschließenden Alternativen zu verstehen.
Auf die spannende Suche nach dem Verständnis solcher Zusammenhänge möchte ich mich gemeinsam mit den Lesern dieses Blogs machen.
Viel Spaß beim Lesen und kritischen Kommentieren wünscht
Immanuel Scheerer