Ich habe mir heute Thilo Sarrazins Buch gekauft. Als ich in der Berliner U-Bahn das Buch anfangen wollte zu lesen, beschlich mich ein eigenartiges Gefühl. So als ob es etwas Unanständiges sei, was ich tat, und ich fühlte mich beobachtet. Meinem Gefühl nach schien mir, als ob jeder um mich herum das Buch und seinen angeblich abscheulichen Inhalt kenne.
In der Tat sprach mich nicht viel später dann ein junger Mann an, kurz bevor er ausstieg. Was das Buch denn koste. Das konnte ich noch unbefangen beantworten. Dann fragte er mich aber, ob es gut sei, was darin stünde.
Mit dieser Frage hatte ich nicht gerechnet. Hätte ich ehrlich geantwortet, hätte ich gesagt, dass ich davon ausgehe, dass es wesentlich besser und unverfänglicher ist, als es seine politisch korrekten Kritiker wahrhaben wollen (das schließe ich aus den beiden Talkshows „Beckmann“ und „Hart aber fair“, die ich gesehen habe). Statt dessen antwortete ich verlegen: „Na ja, da kann man sich darüber streiten.“
Vor was habe ich Angst, wenn ich das Buch in der Öffentlichkeit lese? Ist die politische Korrektheit zur neuen moralischen Instanz geworden? Ich fühle mich irgendwie manipuliert.
wenn Du es gelesen hast leihe es mir aus
Dann brauch ich es nicht kaufen.
Gruß
Peter
Hallo Peter, wenn ich mal wieder in Bayern bin, kann ich es dir gerne leihen ;-).
Gruß aus Berlin, Immanuel
Deine Reaktion, und auch die Reaktion von Peter, erinnert mich daran, als ich mit dem Gedanken spielte, mir die „Feuchtgebiete“ anzuschaffen. Ich hatte viel, zu viel um mir eine unabhängige Meinung darüber bilden zu können, gehört und beschloß, jemanden zu fragen. Auch ich sah jemanden (eine Frau), die das buch im Bus las und fragte sie, was sie davon hielte. Auch sie antwortete, es sei diskussionswürdig.
Ich nahm diese Aussage zum Anlass, mir meine eigenen Meinung über dieses Buch zu bilden und kaufte es gebraucht.
Bei dem Buch von Herrn Sarrazin werde ich diese geldsparende Möglichkeit außer Acht lassen, ich werde dieses Buch gar zwei mal kaufen – einmal für mich und ein Exemplar für meinen Vater. Nicht etwa, weil ich mich genötigt fühle, Herrn Sarrazin unterstützen zu müssen, doch ich will ein Buch ohne Anmerkungen, Eselsohren und eines, das nicht während des Lesens mehrmals gegen Wände und Schränke geflogen ist.
Nicht, dass das Exemplar der „Feuchtgebiete“ derart gestaltet gewesen war – aber wer von den ernsthaften Kritikern Sarrazins würde dieses Buch nicht so behandeln wie ich es eben vermutete?
Bitte, Peter, wenn Du es geliehen bekommst, gib es zurück.